Nachhaltigkeit
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Nachhaltige Outdoor-Bekleidung – Eine Utopie?

LIFE-for-FIVE-Nachhaltige-Outdoor-Bekleidung. Ein Paar sitz in nachhaltiger Outdoor-Bekleidung in der Natur.

Die Stecknadel im Heuhaufen: Nachhaltige Outdoor-Bekleidung!

Der Count Down läuft. Genau 1 Jahr haben wir noch Zeit, um unsere grosse Reise durch Südamerika zu planen. Ein Jahr, in dem viel passieren wird. Die Verschiffung muss geordert werden. Impfungen gecheckt. Versicherungen überprüft. Und. Und. Und.

Aktuell beschäftigt uns ein Thema sehr stark: Welches Equipment wird uns begleiten? Sowohl → unser SpaceCamper, als auch unsere Familie muss den Reisebedingungen entsprechend ausgestattet werden. Dabei ist nach wie vor unsere oberste Prämisse: Nachhaltig, Fair, Reduziert und Einfach. Fernab vom ausbeutenden Massenkonsum für Mensch, Tier und Umwelt. «Simplify your Life! Aber Fair!»

Wir wollen nachhaltige Outdoor-Bekleidung!
Utopie? Oder ist das wirklich möglich?

Stück für Stück versuchen wir seit einem Jahr Alternativen für Plastik aller Art in unserem Alltag zu finden. Warum? Darüber haben wir bereits geschrieben → Plastik – Fluch oder Segen?

Ich kann mich noch gut an den riesigen Berg von Klamotten erinnern, den wir aus unseren Schränken geräumt haben. Klamotten, die alle giftige Stoffe enthalten. Vor allem Outdoor Bekleidung. Behalten haben wir alles ab 80% Baumwolle, Leinen oder Seide (Regen- und Skibekleidung ausgenommen). Aber welche Kleidung ist in unseren Augen gesund? Welche nicht? Und warum? Und was ist überhaupt sinnvoll mit nach Südamerika zu nehmen? Wo müssen wir Kompromisse eingehen? Wo finden wir wirklich gute Alternativen?

LIFE-for-FIVE-nachhaltige-Outdoor-Bekleidung. Die Produktion.

Antworten auf all diese Frage zu finden ist wahrlich eine Herausforderung. Eine Herausforderung, der wir uns definitiv stellen wollen.
Dafür müssen wir uns aber erst einmal Wissen über die Bestandteile und Herstellungsweise der Kleiderproduktion aneignen.

Die herkömmliche Baumwollproduktion

Für viele gibt es zwei grundliegende Fragen bei der Wahl von Kleidung. Baumwolle oder Acryl. Baumwolle scheint auf den ersten Blick gesünder, da Acryl ja Plastik ist. Klingt logisch. Aber so einfach ist es leider nicht.

Baumwolle ist weltweit die zweitwichtigste Textilfaser und die meist verwendete Naturfaser. Aber obwohl sie ein Naturprodukt ist, bedeutet der Vermerk auf dem Label «100% Baumwolle» nicht automatisch, dass man glücklicher Besitzer eines gesunden Naturprodukts ist. Wir behaupten, dass Baumwolle eigentlich keine gesunde Alternative zu Acryl ist.
Aber warum? Um Plastik zu vermeiden ist Baumwolle doch eigentlich super?

LIFE-for-FIVE-nachhaltige-Outdoor-Bekleidung. Eins mit der Natur.

LIFE-for-FIVE-nachhaltige-Outdoor-Bekleidung-PFC-05

Der konventionelle Baumwollanbau bringt schwerwiegende Folgen für Umwelt, Tier und Mensch mit sich.

Damit die Baumwolle wächst und der Ertrag bzw. Umsatz hoch ist, halten Pestizide Schädlinge fern. Aufgespritzte Pestizide die gesundheitsschädlich sind.
Nach der Ernten werden aus der pestizid-getränkten Baumwolle Baumwollfasern gezogen. Von Natur aus nicht strahlend weiss, werden diese erst einmal chemisch gebleicht.
Die nächste Chemie-Keule kommt beim sogenannten «schlichten». Eine hochgiftige Substanz gewährleistet, dass die Fasern nicht verkleben und widerstandsfähiger werden.
Da das Mittel zum schlichten so extrem giftig ist, wird es danach wieder sorgfältig mit chemischen Reinigungsmitteln heraus gelöst.
Dann kann noch eine schöne Färbung des Stoffes hinzu kommen. Blau? Rot? Schwarz? Grün? Wie wird das gemacht? Richtig. Mit Gift. Mit schön knalligen Azofarbstoffen.
Noch nicht genug? Moment, mit Aldehyden wird das Shirt auch noch knitterfrei.
Für jedes Shirt, dass in unserem Schrank liegt wurde 3x mal soviel Chemie verwendet wie sein Eigengewicht.

Welche Menschen stellen das her? Chemiker in Hochsicherheitslabors?

Nein. Ganz normale Arbeiter. Meist Arbeiter aus Entwicklungsländern. Abgespeist mit Niedriglöhne. Ohne jeglichen Schutz gegenüber den hochgiftigen Chemikalien. Arbeitsrecht und Gesetze. Ein Fremdwort. Die Stoff-Hersteller für Bekleidungsfirmen können dort ungehindert machen was sie wollen. Giftstoffe werden in die Flüsse geleitet. Trinkwasser im grossen Radius um die Produktionsstätten vergiftet. Krebs, Missbildungen bei Neugeborenen und weitere schwere Krankheiten häufen sich bei den Bewohnern dieser Regionen.

LIFE-for-FIVE-nachhaltige-Outdoor-Bekleidung-PFC-04

Und wie gefährlich sind diese Mittel für uns, die Verbraucher?

Textilfarben, besonders dunkle Farben (Azofarben) können krebserregend sein und Allergien auslösen. Ebenso können Reste von Pestiziden in neuer, unzureichend gewaschener Kleidung bei empfindlichen Menschen und Kleinkindern Hautreizungen auslösen.
Aktiv gelangen beim Tragen dieser Kleidung die Giftstoffe durch Hitze und Schwitzen,  in unseren Körper. Aber auch durch den Speichel (besonders gefährdet Babys und Kleinkinder).
Sogar in unserem Trinkwasser haben Wissenschaftler diese Gifte gefunden. Ebenso Dämpf in der Luft. Das ist quasi so wie passiv rauchen.

LIFE-for-FIVE-nachhaltige-Outdoor-Bekleidung-Einfärben von Baumwolle.

Hm. Jetzt wird es langsam schwierig für uns. Plastik wollen wir eigentlich nicht. Und Baumwolle ist wohl auch nicht gleich Baumwolle. Das klingt stark nach «Der Suche der Nadel im Heuhaufen». Aber wir geben nicht auf. Es gibt mit Sicherheit Alternativen, die wir reinen Gewissens benutzen wollen. Für uns steht auf jeden Fall fest. Wir werden in Zukunft versuchen unsere Kleidung aus Bio-Baumwolle zu kaufen.

Im Outdoor Bereich spielt aber nicht nur das Material eine grosse Rolle. Sondern vor allem ein giftiges Mittel Namens PFC. Auf der OutDoor 2020 konnten wir uns ein Bild von der aktuellen Lage in der Branche machen. Das Thema nachhaltige Outdoor-Bekleidung war allgegenwärtig.

PFC – Alles andere als nachhaltige Outdoor-Bekleidung.

Ölabweisend. Imprägnierend. Stabilitätsfördernd. Das sind die Haupteigenschaften von PFC Chemikalien. Zum Einsatz kommen sie bei atmungsaktiven Membranen und schmutzabweisenden, wasserfesten Stoffen. Kleidung, Schuhe, Zelte Rucksäcke… Ideal für den Outdoor Bereich.

Ist PFC aber gefährlich für uns und die Umwelt? 

Ja. PFC sind höchst umwelt- und gesundheitsgefährliche Substanzen.

PFC-Giftstoffe können anscheinend nicht direkt über die Haut in unseren Körper gelangen. Durch Waschen, Abrieb und Entsorgung  gelangen sie aber in unsere Umwelt. In unsere Seen, Flüsse und Meere. In unsere Luft in Form von Dampf. Und somit in unsere Nahrungskette. Der Kreislauf beginnt. Die Schadstoffe lagern sich u.a. in den Tieren ab, die wir essen. Gelangen in unseren Körper, in unser Blut und in unsere Muttermilch.

LIFE-for-FIVE-Nachhaltige-Outdoor-Bekleidung. Eine Infografik über die PFC Verbreitung.

PFC gelangt über die Herstellung und Kleidung direkt in die Umwelt.

Unfruchtbarkeit, Schilddrüsenerkrankungen, Allergien, Asthma, Krebs sind einige der Folgen. Und die Liste ist noch viel länger…

Ganz schön gruselig, wenn man hier anfängt zu recherchieren.

Greenpeace hat dazu ausführliche Untersuchungen und eine weltweite Kampagne gestartet. Die → Detox-Kampagne. Unter dem Credo:«Wir haben genug!» versuchen sie zu informieren, aufzuklären und aufzurütteln.

Das Video zur Detox-Kampagne, erklärt das grundsätzliche Problem noch einmal etwas genauer.

 

Was sollten wir Verbraucher von der Industrie fordern, um wirklich nachhaltige Outdoor-Bekleidung salonfähig zu machen?

Am wenigsten nachhaltig und am meisten menschenunwürdig sind die Kleiderproduktionen in China, Pakistan, Indien, Indonesien, Kambodscha, Bangladesch, Vietnam, Thailand und Sri Lanka. Ein Boykott von Textilien aus diesen Ländern ist keine Lösung. Man würde den Menschen ihre Lebensgrundlage berauben. Sie immer tiefer in die Armut katapultiert. Das einzige was wirklich hilft: Unternehmen unterstützen, die sich glaubwürdig gegen die Ausbeutung der Arbeiter in diesen Produktionsländern einsetzen. Unternehmen, die den Menschen vor Ort ein menschenwürdiges Leben durch ihre Arbeit bieten. Unternehmen, die nachhaltige Outdoor-Bekleidung produzieren.

Handeln und Eigenverantwortung,…

… dass braucht es von uns Verbrauchern. Mit der Wahl der richtigen Kleidung können wir somit Politik machen. Wir können Dinge nur verändern, wenn wir unser Handeln reflektieren und verändern. Soweit verändern, dass sich die Kaufkraft verlagert. Die Kaufkraft für nachhaltige Outdoor-Bekleidung. Die Industrie wird solange das liefern was wir konsumieren. Die Nachfrage bestimmt immer noch den Markt.

Welche Marken wir bisher kennen gelernt haben, die mit gutem Beispiel im Bereich nachhaltige Outdoor-Bekleidung an vorderster Front stehen, stellen wir euch in unserem nächsten Blogpost vor. Coming soon!

 

Über Kommentare, Meinungen und Fragen zum Thema nachhaltige Outdoor-Bekleidung freuen wir uns natürlich sehr. Wenn euch der Post gefallen hat, dann zeigt uns das doch über den «Gefällt mir Button» Herzlichen Dank und bis bald 🙂


Titelbild von prAna


Meinen heutigen Beitrag schicke ich zur Blogparade einfach.nachhaltig.besser.leben.
Hier geht es zur aktuellen Linkparty.

30 Kommentare

  1. Danke für diesen Beitrag!
    Für mich sollte Kleidung nicht nur nachhaltig sondern auch fair produziert sein. Das schliesst für mich ein, das Produkte vegan sind – fair gegenüber Mitbewohnern unserer Erde. Aktuell bin ich auf der Suche nach lederfreien und fairen Wanderschuhen: die wohl versteckteste Heunadel die ich bisher suchen musste.

    Ich freue mich schon auf euren nächsten Beitrag 🙂

    • Liebe Pascal. Freut mich von dir zu lesen. Bei den Wanderschuhen beissen wir uns auch schon seit längerem die Zähne aus. Falls du welche findest wären wir froh über jeglichen Tip. Falls wir welche finden werden wir es auf jeden Fall veröffentlichen. Gruss Daniel

  2. Die Stecknadel im Heuhaufen suche ich seitdem ich weiß, dass ich eine Weltreise machen möchte – genauso wie die Eierlegende Wollmilchsau. Spannender Artikel, vielen Dank! Ich erwarte mit Spannung die Nächsten.

    • Liebe Bella. Vielen Dank für deinen Kommentar. Wann gehts denn bei dir los? Wir können uns ja gerne einmal austauschen. Was meinst du? Bis hoffentlich bald. Liebe Grüsse. Tina

      • Liebe Tina, bei mir geht es Ende August los (auf Holz klopfend)! Über Land von Deutschland aus, an der Ostsee entlang nach Finnland, dann durch Russland. Dort resümier ich erst einmal und zähle meine Pfennige. Wenn es klappt soll es dann weiter gehen Richtung Indien und dann Australien. Ich bin überhaupt kein Experte in Sachen Outdoorkleidung und schon zufrieden wenn es in Deutschland/Europa produziert und nicht aus Plastik ist. 🙂 Ich steh auf Wolle, Walk, Seide und Leder, aber leider wird mir von allen Seiten suggeriert, dass das heute alles leichter/schneller/funktionabler geht. Als wäre die Entscheidung für Material und Marke nicht schon schwer genug – ist auch noch nicht immer drin, was drauf steht. An einigen Stellen muss ich noch ordentlich Investieren… Du merkst – es ist Chaos in meinem Kopf. Der Kampf und die Suche nach der Nadel geht weiter. Ich treffe inzwischen nur noch eine Entscheidung nach der Anderen. In kleinen Schritten. Schlafsack – Schuhe – 1. Bekleidungsschicht sind entschieden. 2. existiert bereits und die 3. Bekleidungsschicht steht noch aus. Die Erkenntnis der Stunde: ganz ohne Plastik wird es nicht gehn, aber Waximpregnierungen sind schonmal die richtige Richtung. Liebe Grüße. Bella

        • Tina Güntner sagt

          Liebe Bella, das ist ja fantastisch. Ende August schon. D.h. du bist mitten im Endspurt. Oh wie gerne würde ich auch jetzt schon los fahren 🙂 Wir wollten ursprünglich auch Richtung Russland fahren. Das klingt sehr spannend. Ich werde auf jeden Fall deinen Blog verfolgen. Zu deiner Erkenntnis: Wir haben mittlerweile auch gemerkt, dass es ganz ohne Plastik nicht machbar ist. Ich denke es ist ein schwieriger Grad, den man zu beschreiten hat. Wir sind auch grosse Woll-Fans. Aber wir wollen natürlich auf gar keinen Fall, dass unsere Kinder unnötig frieren, nass und krank werden. Nachhaltigkeit findet zum Glück ja auch noch in vielen anderen Bereichen statt, und nicht nur im Material. Für die 3. Bekleidungsschicht hätte ich zwei Marken, die sich oberflächlich ganz gut angehört haben. Wir haben allerdings noch nicht in die Tiefe recherchiert: Das wäre zum einen die Marke paramo, und zum anderen die Marke 2117 of Sweden. Vielleicht hast du da Glück und findest etwas passendes. Ich wünsche dir noch viele starke Nerven und viel Freude! Hab einen guten Start in dein Abenteuer. Liebe Grüsse. Tina

          • Vielen Dank, Tina! Ich schau mir die beiden Marken mal an! Die kommen wie gerufen! Liebe Grüße, Bella.

  3. Kontaktiert mal den Marcus von indnat.com -> Der ist ne Wissensdatenbank und Produziert faire Kalmotten. Alles selbst!

  4. Auch wenn die Ausagen eures Textes natürlich stimmen, ist die Überschrift vielleicht falsch gewählt, denn der Begriff der Nachhaltigkeit hat eher andere Ziele.

    Und wie du schon schreibt: mit Baumwolle statt Plastik ist es sicher nicht getan. Bio und fair ist angesagt und da gibt es mittlerweile sicherlich brauchbare Siegel.

    • Tina Güntner sagt

      Lieber Tom. Vielen Dank für deine Gedanken. Wir sind gerade dabei einen weiteren Beitrag über die unterschiedlichen Siegel in dem Bereich nachhaltige Outdoor-Bekleidung vorzubereiten. Unsere Definition für „Nachhaltigkeit“ beschreibt definitiv nicht nur das Material, sondern auf jeden Fall auch die Art der Produktion, die Modalitäten vor Ort (Arbeitsbedingungen), die Ökobilanz. Aber auch der Umgang von uns Endverbrauchern mit den gekauften Produkten. Das heisst Second Hand Produkte, Reparieren etc. Wir stimmen dir voll und ganz zu, dass Bio und Fair angesagt ist! Herzliche Grüsse Tina

  5. Andy sagt

    Servus ihr Fünf,

    bei der Gelgenheit direkt mal ein herzlichen Glückwunsch zu eurem Vorhaben und dem Blog. Ich verfolge es mit großem Interesse.

    Mein Spezl Moritz von Jeckybeng beschäftigt sich auch mit diesem Thema im Rahmen seiner Marke:
    http://www.jeckybeng.com/product-testings/

    Und für die Plattform Greenroomvoice:
    http://greenroomvoice.com

    Vielleicht ist das ja für euch alle interessant un dihr wollt euch mal austauschen.

    Viele Grüße aus München,
    Andy

  6. Super Beitrag! Richtig spannend! Bin schon sehr auf eure Ergebnisse gespannt und hoffe so sehr, dass ihr die Nadel im Heuhaufen gefunden habt!

    • Tina Güntner sagt

      Liebe Chrissi. Vielen Dank! Das freut uns sehr, dass euch der Beitrag gefallen hat. Wir sind gerade dabei einen weiteren über die Marken zu schreiben, die uns im Bereich nachhaltige Outdoor-Bekleidung überzeugt haben. Die Recherche war und ist auch für uns sehr spannend. Bis bald und alles Gute! Liebe Grüsse Tina

  7. Ich freue mich total wenn ihr weitere Artikel zu dem Thema schreibt. Alles neu zu recherchieren ist doch sehr aufwendig. Vielen Dank für eure Mühe und Engagement für so ein wichtiges (und schwieriges) Thema.
    Lieben Gruß

    • Tina Güntner sagt

      Liebe Marliese. Vielen Dank für deine aufbauenden Worte. Das hilft uns sehr an dem, wie du schon sagst, doch etwas schwierigem Thema dran zu bleiben. Liebe Grüsse Tina

  8. Hallo Ihr FIVE,

    danke schön für den Beitrag. Ich bin froh, dass sich immer mehr mit dem Thema beschäftigen.

    Nachhaltige Outdoor-Kleidung ist nämlich tatsächlich ein Riesenthema. Was hab ich mich schon beschäftigt, nur um eine nachhaltige, fair gehandelte ökologisch vertretbare Laufhose zu finden.
    (ich hab noch keine – und laufe langsam bei meinen alten Hosen auf der letzten Masche …)

    Gerade Funktionskleidung steckt in einem unglaublichen Dilemma. Funkion bekommt sie durch Kunstfaser oder Chemie und beides ist erst Mal nicht auf der Nachhaltigkeitsschiene zu hause.

    Doch dann gibt es Alternativen:
    – Baumwolle habt Ihr genannt und die gibt es sogar in BIO und fairtrade Qualität. Doch die braucht auch wahnsinnig viel Wasser und wird oft mit Seide ergänzt. Seidenherstellung ist auch nicht jedermanns Sache.
    – Merino Wolle ist auch ein gutes Produkt. Man muss nur aufpassen, dass die Schafbetriebe wirklich kein Mulesing betreiben.
    – Recyclingkunststoff ist auch gut gemeint und ist doch eher ein Downcycling als ein Upcycling weil aus Kunststoff, das für Lebensmittel eingesetzt werden kann eins wird, das so nicht mehr verwendet werden kann.
    – Und manchmal steht auch vegan auf einer Jacke … aber auf der Fabrik aus der sie kommt halt eben nicht.
    – und so weiter …

    Wahrscheinlich wird es so sein, dass man gerade im Bereich der Funktionskleidung, einfach nicht vollkommen im Einklang mit der Natur leben kann, weil sie eben keine natürlichen Funkionen mehr hat.
    Und wenn man sich das eingesteht bleibt nur sparsamer Konsum und reparieren wo es nur geht. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste was wir tun können. Und lieber alle 10 Jahre eine nicht so nachhaltige Laufhose als jedes Jahr eine Biohose in Trendfarben die dann das Jahr drauf auf den Müll wandert.

    Ja ein Riesen-Thema und spannend, weil es neues Denken möglich macht.
    Und für neues Denken ist der Mensch – Mensch geworden 🙂

    Ich wünsch Euch noch viel Spaß bei dem Abenteuer der Vorbereitung natürlich für die Reise selber alles Gute!

    Hans

    • Lieber Hans. Vielen Dank für deine Gedanken. Du sprichst uns teilweise wirklich aus der Seele. Je tiefer wir in die Recherche einsteigen, um so mehr erkennen wir, dass es tatsächlich schwierig ist hinter die Kulissen des Begriffs „Nachhaltigkeit“ zu blicken. Ich schreibe gerade an einem Beitrag, in dem es darum geht, wie wir als Endverbraucher zur Nachhaltigkeit beitragen können. Unter anderem auch das Thema „Reparieren“. Ich bin sehr gespannt was wir noch alles entdecken. Bis dahin. Liebe Grüsse. Tina

  9. Dagi sagt

    Wolle-Wolle-Wolle 😉 die hält einiges ab, wenn ein es schöner dichter, dicker Walk ist.
    Textilherstellung ist nie sauber, die PFC-free Materialien kommen aus den selben Produktionen wie PFC-Materialien. Und was machen die PFC-free Materialien in der Natur? Dazu gibt es auch keine Tests!
    Auch Membran/Kleber oder Beschichtung sind voller Chemikalien…

    • Tina Güntner sagt

      Liebe Dagi, vielen Dank für Gedanken. Unsere ganze Familie ist auch ein grosser Wolle-Fan. Da unsere Kinder schon von klein auf in der Waldkita sind haben wir sehr viele Anziehsachen aus Wolle, Wolle-Seide und Walk. Bei starkem Regen haben wir aber leider noch keine guten Erfahrungen damit gemacht. Im Moment lösen wir solche Tage mit einer Schicht Wolle, und dann Matschekleidung oben drüber. Falls du uns hier einen Tip hast wäre ich sehr dankbar. Liebe Grüsse Tina

      • Dagi sagt

        Ich weiß, eine wirklich gute Lösung für Wasserdicht gibt es nicht. Ich würde versuchen Bekleidung aus Sympatex-Stoffen zu kaufen. Außenstoff/Membran/.. aus Polyester und somit wäre es möglich zu recyceln, da sortenrein.
        Für die DWR auf alle Fälle C-0/PFC-free!

        2nd-hand haben wir nur bedingt gute Erfahrung gemacht, irgendwas ist immer undicht 😉

  10. Tina Güntner sagt

    Hast du dir mal die Sachen von Páramo angesehen? Ihre Membran funktioniert nach einem anderen Prinzip. Wir haben auf der Outdoor eine ziemlich eindrückliche Vorführung darüber erhalten. Sie arbeiten mit Nikwax für den Wetterschutz zusammen. Zudem produzieren sie ethisch korrekt, und die Materialien sind recycelbar. Was ist deine Meinung dazu?

  11. So ein wichtiges Thema! Bei meiner letzten Recherche hatte ich immerhin einen Hersteller gefunden für Funktionskleidung (Wolle), aber bei Regensachen bin ich mir nicht sicher. Für Kinder gibt es meines Wissens nur 1 Buddelhose & Regenjacke (BMS), die Ökotex 100-Siegel hat. Korrigiert mich bitte, die Suche ist leider immer noch schwer.
    Liebe Grüsse,
    Marlene

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Marlene, schön dich kennen zu lernen 🙂 Ich stimme dir vollkommen zu. Ein wichtiges Thema!
      Wir ziehen selber auch sehr viel Wolle an. Angeregt durch die Waldkita. Mittlerweile ziehe ich den Kindern aber auch immer öfter die Wolle-Seide Unterwäsche einfach so an. Statt einer Leggings, oder eines Longssleeves. Die Farben einzelner Hersteller finde ich mittlerweile sogar recht hübsch.
      Bei der Matschkleidung haben wir wirklich schon viel getestet. Sehr viel ist ziemlich schnell kaputt gegangen. Leider. Bis wir die Matschkleidung von Tells gefunden haben. Ich habe sogar einen Artikel darüber veröffentlicht (Matschkleidung – Matsche Patsche Plitsche Platsche). Tells stellt sogar Matschhandschuhe und Hüte her. BMS haben wir auch ausprobiert. Die hält momentan auch noch. Allerdings finde ich sie sehr schwer. Die BMS Gummistiefel waren bei uns eine Katastrophe. Die Sohle hat sich unheimlich schnell abgelaufen und die Mädels sind von Anfang an damit gerutscht. Die kann ich nicht empfehlen.
      Ich hoffe ich konnte dir damit ein bisschen weiter helfen.

      Herzlichst, Tina

      • Liebe Tina,
        danke für den Tipp, ich bin gleich mal auf die Matschkleidungsempfehlung gegangen und hab was bestellt, um uns winterfest zu machen – BMS-Gummistiefel sind bei uns auch nicht das Wahre gewesen bisher. Als Waldkita habt ihr da ja sicher Erfahrung! Unsere Kita ist zum Glück auch direkt am Wald und sie sind oft draußen. Sonst sind Kinder gar nicht ausgeglichen…
        Liebe Grüße, Marlene

  12. Hallo Daniel und Tina!

    Super gut recherchierter Beitrag, vielen Dank fürs Verlinken zu EiNaB.

    Gibt es den zweiten Beitrag dazu eigentlich schon?

    Zum Glück stellt sich für mich das Kinderproblem derzeit nicht, weil sie schon erwachsen sind. Seinerzeit habe ich jedoch viel über reine Wolle gelöst, das ist so ein wunderbares Material! Viel besser als diese Kunstfaserdinger. Und in Wirklichkeit ausgesprochen pflegeleicht, weil man Wolle hauptsächlich lüften muss.

    lg
    Maria

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Maria

      Vielen Dank. Ich habe dir gerade den zweiten Beitrag auf EiNaB verlinkt. Der Titel ist leider etwas irreführend, bzw. umfasst nicht alles.
      Einerseits haben wir definiert, was für uns „Nachhaltigkeit“ bedeutet, andererseits aber auch einige Marken und nützliche Seiten aufgelistet,
      die man sehr gut für eine Recherche benutzen kann.
      Bei der Wolle kann ich dir nur zustimmen 🙂

      Herzlichst Tina

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