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Plastik – Fluch oder Segen?

LIFE-for-FIVE-Plastik. Unterwasser Bild von Plastik im Meer.

Ich bin kein Moralapostel. Kein Missionar. Kein abgedrehter Öko–Freak. Ich bin einfach nur eine Mutter, eine Frau, eine Freundin, eine Schwester –  die ihr Leben liebt. Ihre Familie liebt.

 

Aus diesem Grund brennt es mir auf der Seele hier ein paar Gedanken zum Thema Plastik los zu werden, dass uns als Familie schon seit längerem beschäftigt. So sehr beschäftigt, dass wir mit Gewohnheiten gebrochen haben. Den Mut hatten Neue, uns unbekannte Wege zu beschreiten. Teilweise radikal. Teilweise ganz sanft.

Wie alles begann

Ich kenne meinen Mann jetzt seit 9 Jahren. Mit ihm trat nicht nur ein unheimlich liebenswerter Mensch in mein Leben. Mit ihm öffnete sich auch ein Fass ohne Boden. Ein Fass voll mit Allergien. Allergien jeglicher Art. Angefangen von Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis, über Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bis zur Autoimmunerkrankung. Auch unsere Töchter, vor allem die Älteste, holte das Thema schon im Babyalter ein. Unser Leben gestaltete sich auf einmal sehr kompliziert.

Einkäufe wurden zum Spiessroutenlauf. Restaurantbesuche unmöglich.

Um überhaupt noch etwas auf den Tisch zu bekommen, fingen wir an fast alles selber herzustellen. Brot, Nudeln, Babybrei, Reismilch… Worte wie regional, saisonal, bio, ökologisch, nachhaltig bekamen für uns auf einmal eine ganz neue Bedeutung.

Und noch etwas änderte sich in dieser Zeit. Je mehr Lebensmittel wir selber aus Grundzutaten herstellten, um so mehr schrumpfte unser wöchentlicher Müllberg. Das Thema «Verpackung», vor allem «Plastik-Verpackung» rückte immer weiter in unser Bewusstsein.

Und heute, 5 Jahre später, kochen wir immer noch sehr viel selber. Zum Glück ist aber das Bewusstsein für Lebensmittel in der Gesellschaft gestiegen.«Geiz ist Geil» ist weitestgehend überwunden. Der Vegan-Trend füllt unseren Einkaufswagen wieder etwas mehr.

LIFE-for-FIVE-Plastik. Frische, regionales Gemüse aus der Biokiste.

Herkömmliche Supermärkte zählen trotzdem nicht zu unseren Lieblings-Lebensmittelquellen. Wir bekommen 1x die Woche eine Biokiste geliefert, die nicht nur Obst und Gemüse enthält, sondern auch sonstige regionale Leckereien von den umliegenden Bauernhöfen (Eier, Brot, Käse, Wurst, Butter, Joghurt). Das schmeckt nicht nur gut, sondern reduziert auch den Inhalt unserer Mülltüten. Und… schenkt uns etwas mehr Zeit für andere schöne Dinge, als mit 3 Kleinkindern durch die Supermarktregale zu hetzen und zum x-ten Mal «Nein» zu sagen…

 

Aber das ist eigentlich nur die Vorgeschichte.

Vor ca. 2 Jahren änderte sich noch etwas anderes. Mein Mann und ich schauten uns den Film «Plastic Planet» von Werner Boote an. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Plastik. Eine Selbstverständlichkeit die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Ein Material, dass uns Tag täglich in x-Varianten umgibt. Wir schlafen darauf, wir tragen es an unserem Körper, wir stecken es unserem Neugeborenen in den Mund, wir wickeln unsere Lebensmittel damit ein, und und und… Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Krebs, Allergien, Hormonelle Veränderungen, Unfruchtbarkeit, Müllberge, Verschmutze Meere….Noch in dieser Nacht beschlossen wir: «Es muss sich etwas ändern!»

LIFE-for-FIVE-Plastik. Ein Strand voll mit Plastik-Müll.

LIFE-for-FIVE-Plastik. Ein halb verwester toter Vogel am Strand von Sardinien. Um ihn herum unzählige kleine Plastikteilchen.

Wie ein verrücktes Hühnchen rannte ich die darauf folgenden Tage in unserer Wohnung herum. Kinderspielzeug, Küchenutensilien, Pflegeprodukte, Kleidung… Ich wollte alles in unserer Wohnung befindliche Plastik auf einem Haufen sammeln. Wollte mir ein reales Bild davon machen, wie viel Plastik wir tatsächlich besitzen. Und der Haufen wurde grösser und grösser und grösser… Wir zogen Dinge aus Schränken heraus, die wir schon längst in Vergessenheit geraten waren. Warum besitzen wir eigentlich so viel. Macht uns das wirklich glücklich, oder belastet es uns? Wir diskutierten über das Glück, über die Liebe, über unsere Familie, über die gemeinsame Zeit, und natürlich über Plastik.

LIFE-for-FIVE-Plastik. Alle Kinderspielsachen aus Plastik auf einem Haufen.LIFE-for-FIVE-Plastik. Alle Sachen aus unserer Küche, die aus Plastik bestehen auf einem Haufen.LIFE-for-FIVE-Plastik. Alle Kosmetik-Artikel aus Plastik auf einem Haufen.

Am Ende waren wir uns einige: Wir wollen unseren Besitz reduzieren. Vor allem den aus Plastik. Wir wollen bewusster konsumieren. Wir wollen reflektierter einkaufen. Wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren. Wir wollen Zeit haben! Zeit für uns. Zeit für unsere Kinder. Zeit, das Leben zu geniessen. {Warum uns die gemeinsame Zeit mit unseren Kindern so wichtig ist, kannst du hier nachlesen → Elternzeit oder eine neue Handtasche? – Was ist uns wichtiger?}

Je länger diese Abende und die Diskussionen wurden fingen wir an zu träumen. Wir träumten von einer Art Auszeit. Eine Auszeit weit weg vom 9-to-5 Job. Vom Fremd-Betreuen unserer Kinder. Vom festen Wohnraum. Vom Alltagsstress. Vom To-Do-Listen-Abhaken.

Eine tolle Idee. Sie wollte einfach nicht mehr aus unseren Köpfen. Nach vielen vielen weiteren Abenden waren wir uns dann einig. Die Eckpunkte standen Felsen fest: Mindestens 1 Jahr. Am besten mit einem VW-Bus. Auf einen Kontinent voll von Lebensfreude. Das würde uns gefallen.
{Für welchen VW-Bus wir uns entschieden haben, kannst du hier nachlesen → SpaceCamper VW T5 – Unser zu Hause unterwegs}

Und was ist jetzt mit dem Plastik und unserer Familie? Wir haben es tatsächlich geschafft viel viel Plastik in jeglicher Form aus unserem Alltag zu verbannen. Vieles haben wir verschenkt, gespendet oder verkauft. Wir fühlen uns seitdem irgendwie «freier». Dank des Plastik-Themas haben wir angefangen Vieles zu hinterfragen. Es hat uns dazu ermuntert unseren Besitz zu reduzieren. Einfacher zu leben. Einen grossen Schritt weg vom Materialismus und einen grossen Schritt hin zu unserer grossen Reise zu wagen. Wir sind sehr gespannt wie es uns dabei geht unseren Besitz noch viel mehr zu reduzieren. Soweit, bis alles in einen 8 qm Bus passt.

LIFEforFIVE-Elternzeit. Mama Tina und die beiden Mädels mit dem SpaceCamper auf einem Parkplatz am Bodensee.

 

Noch nicht genug von dem Thema «Reduktion» und «Plastik»?

Plastikfrei-leben-jetzt.de hat uns zu dem Thema «Plastik» vor kurzem interviewt.

→ «Im Gespräch mit einer Plastik-reduzierenden Familie»

Und im Herbst werden wir in dem Kundenmagazin «Strom» mit einem kurzen Bericht erscheinen.

Das zeigt uns, dass das Thema immer mehr Aufmerksamkeit bekommt. Das immer mehr Menschen anfangen, über ihren Konsum nachzudenken.

Und wie ist es bei dir? Schreib uns doch einfach, was du davon hältst, und ob du vielleicht in deinem Alltag auch schon etwas geändert hast, oder ändern möchtest. Wir sind gespannt 🙂

LIFE-for-FIVE-Plastik. Mama Tina steht für ein Interview vor der Kamera. Eingehüllt in Plastik mit einem Rechenschieber aus Holz in der Hand.