Fernreisen, Südamerika, Unsere Reisen
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Endlich abreisen. Endlich Südamerika.

LIFEforFIVE-Suedamerika- Mädchen sitzt in Wollkleidung am Boden im Herbstwald

Der Abschied für unsere Reise nach Südamerika war lang. Fast zu lang. Viele Tränchen, viele Küsschen, viele Umarmungen. Dass die letzten Tage und Wochen turbulent werden, darauf hatten wir uns schon eingestellt. Aber so turbulent… Das hat uns teilweise ganz schön viele Nerven gekostet. Und irgendwie haben wir das Gefühl, gehören unsere Erfahrungen, Ängste und Vorfreuden auch hier in diesen Blog.

Das Abschied nehmen. Die Anreise. Und das Ankommen.

 

LIFEforFIVE-Suedamerika- Waldkita Kinder stehen vor einem grossen Feuer im WaldDeswegen gibt es hier noch einmal einen kleinen Rückblick aus dem Chaos der letzten Wochen vor der Abreise. Und es war wirklich pures Chaos. Der Abschied. Endlich Südamerika…

Daniel hat bis zum letzten Tag gearbeitet, und ich hatte ebenfalls noch zwei grössere Aufträge auf dem Tisch liegen. Eigentlich war damit unser Tag mit Arbeit und Familienleben schon randvoll. ABER. Reisevorbereitung. Kooperationsabklärungen. SpaceCamper Verkauf. Arzttermine. Und Wohnung räumen…. Das Alles kam noch dazu. Und ihr habt richtig gelesen:

Wir mussten unsere gesamte Wohnung räumen. Gekündigt. 3 Wochen vor Abreise.

LIFEforFIVE-Suedamerika- Wohnung mit Hängematte und grosser Fensterscheibe

Kurz vor knapp sind unsere Zwischenmieter abgesprungen. 3 Wochen vor Abreise… D.h. ALLES musste raus. Ein Storage musste gefunden werden. Ein Umzugsunternehmen. Kosten über Kosten, und Zeit, die wir nicht eingeplant hatten. So, so ärgerlich. Die Nächte wurden immer kürzer. Unsere Nerven immer dünner. Verschenken. Verkaufen. Entsorgen.

Und irgendwie waren wir vom Pech verfolgt: 24 Stunden vor Übergabe unseres bereits verkauften → SpaceCampers an den neuen Besitzer: UNFALL!!! An einer roten Ampel. Zack. Von hinten ein anderes Auto rein gerauscht… Zum Glück ist Daniel und unserer Tochter nichts passiert. Aber der Bus konnte unmöglich in diesem Zustand an den neuen Besitzer übergeben werden. Stossstange und Heckklappe waren total eingedrückt. Minuten der Zerreißprobe. Unser Blut kam in Wallung. Unser Puls war auf 180: Will der Käufer ihn so überhaupt noch haben? Ist es nur ein Blechschaden, oder mehr…? Wer repariert uns das so schnell? Zahlt die Versicherung?

Als Daniel mit unserem Auto auf dem Weg in eine Werkstatt war, klingelte wieder das Telefon. Ich hörte schon am Klingeln, dass irgend etwas nicht gut war. Zum Glück. Es war nicht Daniel… ABER: «Hallo Tina, hier ist die Monika aus der Waldkita. Es tut mir so leid, aber deine Tochter weint die ganze Zeit, hat Fieber und langt sich immer wieder an ihre Ohren. Kannst du sie bitte abholen?»

Verzweifelt und total abgehetzt sass ich kurze Zeit später mit 3 kleinen Kindern im Wartezimmer unseres Kinderarztes. Ich konnte mir einen schöneren Ort für diese Minuten vorstellen. Unsere Kleinste weinte und weinte. Sah mich Hilfe-suchend mit ihren glasigen Äuglein an… Für kurze Zeit kam in mir der Gedanke hoch: «Was machen wir hier eigentlich? Ist es ok, unsere Kinder und uns derartigen Stress aus zu setzten?» Ich wusste keine passende Antwort. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt mussten wir zusammen halten. Uns gemeinsam durch diese Pechsträhne schiffen…

OHRENENTZÜNDUNG!!!

Nicht schon wieder! Mir schossen sofort tausend Gedanken durch den Kopf. Und zugegebener massen, schon wieder die Tränen in die Augen… Was ist mit den noch ausstehenden Impfterminen für Südamerika? Zack… die nächsten Nerven lösten sich in Luft auf…

Irgendwie wurschtelten wir uns so durch die letzen Tage. An Schlaf war gar nicht mehr zu denken. Die Kinder wurden immer nervöser. Wir waren es sowieso schon. Ein Gezicke und Geheule erfüllte unsere Räumlichkeiten, dass ich jetzt im Nachhinein sogar etwas darüber schmunzeln muss 🙂

Wie in einem Film kam eine Verabschiedung nach der Anderen. Und ich bin wirklich nicht gut im Abschied nehmen. Auch unserer Grossen merkte man so langsam etwas Traurigkeit an. Bisher hatten wir immer das Gefühl, die Vorfreude auf das grosse, spannende Unbekannte Südamerika überwiegt. Aber nach den ganzen Abschiedsfesten fiel es uns schon schwer, die lieb gewonnenen Menschen hinter uns zu lassen.

LIFEforFIVE-Suedamerika-Abschiedsfest im Hof mit GrillUnd dann kam der letze Abschied. Wir wollten unsere liebsten Freunde noch einmal in der Stadt treffen. Wegen notorischen Zeitmangel nahmen wir → unsere alte Camperdame Rosalie. Ein paar Stunden durchatmen. Noch einmal gute Gespräche und Gedanken austauschen. Die Kinder ungezwungen mit ihrer besten Freundin spielen lassen. Die Stadt Bern noch einmal bewusst geniessen. Das hat wirklich gut getan. Noch einmal Kraft tanken für die lange Anreise nach Südamerika.  

LIFEforFIVE-Suedamerika- Daniel am Steuer unseres T4-Synchro

Kaum hatten sich unsere Akkus etwas gefüllt. Zack… hatte uns diese anhängliche Pechsträhne wieder gefunden. Wie eine schleimige, glitschige Schnecke klebte sie an unseren Fusssohlen.

Ich wollte mich gerade von unseren Freunden verabschieden, hatte Schwierigkeiten meine Tränchen zurück zu halten, da sah ich aus dem Augenwinkel, wie Daniel nervös in seinen Taschen kramte. Eigentlich ein gewohntes Bild, aber der ernste Blick dazu, und die Falten auf seiner Stirn gefielen mir gar nicht…

Der Autoschlüssel. WEG!!!

Jetzt schossen mir die Tränen so richtig in die Augen. Mein Herz raste. In nur einer Stunde wollten wir im Zug nach München sitzen… Ersatzschlüssel? Klar, super Idee, aber leider Fehlanzeige. Unsere alte Camperdame besitzt nur einen Schlüssel. Minuten um Minuten. Stunden um Stunden. Ich weiss gar nicht mehr, wie lange wir gesucht haben. Jeden Stein, jeden Grashalm doppelt umgedreht. Den Park. Den Marktplatz. Die Rucksäcke und Taschen. Nichts. Nach X Telefonaten mit der Polizei, dem Abschleppdienst und diversen Autoknackern stand fest: Keiner konnte uns helfen. Im Klartexte hiess das: Wir können definitiv heute Abend nicht nach München aufbrechen, um dort unseren Abflug anzutreten. Was bleibt uns übrig? Warten bis bis die Autowerkstätten wieder offen haben… 2 lange Tage…

So kam es dann zum Glück doch nicht. Der Schlüssel, wie und warum auch immer, fand sich im Fußsack von unserem Kinderwagen wieder…

LIFEforFIVE-Suedamerika- Daniel mit Schlüssel in der Hand

Mit zwei Tagen Verspätung saßen wir dann endlich im Zug. Auf, zur letzen Zwischenstation in München, bevor wir dann in den grossen Flieger nach Südamerika steigen konnten.

Jetzt, nach ein paar Tagen Abstand, etwas mehr Schlaf und einem fast voll gefüllten Nervensäckchen, versuche ich auch das Gute an dieser turbulenten Zeit zu erkennen:

Abschied-Nehmen habe ich definitiv gelernt. Und eine ganz wichtige Sache für Südamerika: GEDULD! Nichts ist wirklich planbar. Flexibilität ist das Zauberwort, was man in solchen Situationen wohl gut gebrauchen kann.

Tranquilo und Pura Vida! Auf in das Abenteuer Südamerika!

LIFEforFIVE-Suedamerika- Am Flughafen beim Check-In des ReisegepäcksLIFEforFIVE-Suedamerika- Unsere Töchter sitzen nebeneinander im Flugzeug

LIFEforFIVE-Uruguay-Overlander mit Baby und Hund am Campingplatz.

Seit über einem halben Jahr leben, reisen und arbeiten wir jetzt in Südamerika.

Unser zu Hause, → ein alter Mercedes 310, den wir selber in Uruguay ausgebaut haben. Das letze halbe Jahr war ähnlich turbulent wie unsere letzten Tage in der Schweiz. Wir haben viele schöne Sachen erlebt. Aber wir haben auch die Zeit gebraucht, um uns als Familie an die neue Situation zu gewöhnen.

In den kommenden Wochen werden wir euch von unseren ersten Abenteuern berichten. Rückblickend auf das letzte halbe Jahr in Südamerika.

Was interessiert euch dabei besonders? Die Orte wo wir waren? Das Nomaden-Leben unserer Familie? Wie es den Kindern bei dieser Reise geht? Unser Reise-Alltag? Das Leben und die Begegnungen mit Einheimisch?…

Ich freu mich auf eure Antworten!


Daniels → Reisegedanken kurz nach unserer Ankunft in Uruguay könnt ihr schon jetzt nachlesen. Hart, aber ehrlich… Sehr ehrlich!


 

13 Kommentare

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Ina

      Da hast du recht. Das war sogar für meinen Geschmack etwas zu viel Aufregung. Aber glücklicher weise ist alles gut ausgegangen.
      Deinen Blog kenne ich noch gar nicht. Muss ich gleich mal rein schaun.
      Herzliche Grüsse aus Brasilien
      Tina

  1. Hallo Tina und Daniel, beim Lesen wird mir ganz anders… da ging es vor eurer Abreise echt drunter und drüber bei euch. Bei uns sind es noch 3 Wochen, und bisher (tio, toi, toi) hat sich das Chaos in Grenzen gehalten. Wir sind ja aber auch nicht so lange weg und Wohnung kündigen und ausräumen fällt zum Glück auch weg… DAS würden meine Nerven jetzt glaube ich auch nicht aushalten.

    Freue mich schon auf eure weiteren Berichte. Für mich natürlich immer gerne vom Leben on the road… bin schon sehr gespannt!

    LG aus Schweden,
    Hartmut

    • Tina Guentner sagt

      Lieber Hartmut
      Schön von dir zu lesen!
      Vor einem halben Jahr ging es mir auch ganz anders… jetzt, mit so viel Abstand kann ich tatsächlich darüber schmunzeln. Vor ein paar Tagen, hier bei den Wasserfällen am Foz do Iguazu standen wir wieder vor verschlossenen Bustüren. Auch der Rucksack mit Kamera-Ausrüstung, Geld, Ausweisen ist schon ganz alleine im öffentlichen Bus weiter gefahren. So langsam gewöhne ich mich daran, und Daniels Ohren werden immer länger 😉
      Wo geht es denn bei euch hin? Auch mit dem Bus? Daniel hat mir vor einiger Zeit erzählt, dass du verkaufen willst. Stimmt das????
      Ganz liebe Grüsse aus Brasilien
      Tina

      • Haha… warum sollten sich die Umstände auch komplett ändern, nur weil man im Camper durch Südamerika gondelt anstatt zuhause in der Schweiz zu leben. Ich bin auch nicht weniger vergesslich und ungeschickt auf Reisen…
        Bus sollte, ist aber dann doch nicht verkauft werden. Wird er erst auch mal nicht. Wir haben unsere Pläne geändert.

        Bei uns geht es demnächst Richtung Neuseeland, wo ich eine Weile arbeiten werde. Dazu bald mehr auf dem Blog. Im Moment komme ich zu nichts. Na ja, ihr kennt das ja.

        Bis bald,
        Hartmut

        • Tina Guentner sagt

          Wow… Neuseeland. Darf ich fragen was du da machst. Ich weiss, bald mehr auf deinem Blog. Aber ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch. Das hat sich hier in Südamerika auch noch nicht geändert 🙂
          Nehmt ihr den Bus mit? Und die Familie? Kommt die auch mit?
          Ich wünsche euch starke Nerven! Ab in den Endspurt!
          Liebe Grüsse
          Tina

  2. Andrea sagt

    Hallo ihr Lieben
    Mir wurde es auch grad ein bisschen anders beim lesen- vieles war mir gar nid bewusst oder wusste ich nicht. Leider hat es bei uns nicht geklappt mit Abschied nehmen. Ich hoffe euch geht es gut und ihr geniesst die gemeinsame Zeit. Mich würde sehr interessieren wie es den Kindern und euch geht, wie eure weiteren Pläne sind und an was ihr arbeitet liebste grüsse aus dem kalten und grauen bern

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Andrea!
      So schön von dir zu lesen? Wie geht es euch????
      Wir finden es auch total schade, dass wir uns von euch nicht mehr persönlich verabschieden konnten. Leider. Durch unsere frühzeitige Abreise ging doch Einiges drunter und drüber…
      Unsere Pläne haben sich bereits nach ein paar Monaten hier in Südamerika geändert. Wir werden auf jeden Fall länger bleiben. Mal sehen, wie und wann wir über die einzelnen Themen schreiben.
      Ich kann dir aber gerne vorab ein paar Infos per Mail schicken 🙂
      Ganz liebe Grüsse, auch an deine drei Männer.
      Tina

  3. Oh man, was für eine Zerreißprobe für die Nerven so kurz vor einer Reise. Da habt ihr ja noch ordentlich was stemmen und erledigen müssen. Aber zum Glück endet jede Pechsträhne irgendwann einmal und nun ihr seid gut in Südamerika angekommen. Das Pech habt ihr ja nun aufgebraucht und eine glückliche Zeit liegt vor euch 🙂
    Ich wünsche euch weiterhin eine ganz tolle Reise und schöne Zeit zusammen.

    Liebe Grüße
    Christina

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Christina
      Da hast du Recht, Das Pech haben wir in der Schweiz gelassen. Mittlerweile sind wir ja schon über ein halbes Jahr unterwegs, und wir bereuen keine Sekunde der Anstrengungen im Vorfeld. Uns geht es gut. Sehr gut. Wir wachen jeden Morgen mit Vogelgezwitscher und ganz viel Natur um uns herum auf. Das ist wirklich herrlich. Ich liebe diese Art zu leben und zu reisen.
      Liebe Grüsse nach Deutschland
      Tina

  4. Pingback: 10 Monate, 3 Kinder, 2 Erwachsene, 10m2 – VAN LIFE pur! - LIFE for FIVE

  5. Das ist ja echt ein toller Artikel geworden! Klasse Inspirationen für die nächsten Reisen. Vielen Dank, dass ich mitmachen durfte!!
    Liebe Grüße
    Yvonne

    • Tina Guentner sagt

      Liebe Yvonne. Vielen Dank! Das freut uns natürlich immer sehr, wenn unsere Artikel gefallen.
      Herzliche Grüsse aus Argentinien
      Tina

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