… und die Frage: «Who made my Clothes?»

Grosse Worte. Wichtige Worte. Für uns – entscheidende Worte. Auch was unsere Südamerika-Reise angeht.
Wenn wir die Jahre zurück blicken, seitdem wir uns kennen, hat sich so einiges verändert. Wir haben uns verändert. Wir haben uns ganz bewusst für ein Leben entgegen den Bewegungen von Fast Fashion, Fast Food und Massenkonsum entschieden.

Hört sich erst einmal gut an. Ist aber gar nicht so einfach.

Lange haben wir versucht unseren Alltag danach auszurichten. Mal hat es besser geklappt. Mal weniger. Immer mehr näherten wir uns den Themen Slow Living. Slow Fashion. Slow Food. Go Green. Und stellten uns zwangsläufig die Frage: «Who made my Clothes?»

Und dann kam alles ganz schnell. Das Eine zum Anderen. Die wirren Gedanken in unseren Köpfen begannen sich zu sortieren. Sinn zu ergeben. Unsere Südamerikareise ist viel gemeinsame Familienzeit und Abenteuer. Klar. Aber für uns ist sie mittlerweile mehr als das. Wir wollen einen Blick hinter die Kulissen wagen. Wollen Produktionsstätten besuchen, die unsere Kleidung und unsere Lieblingsstücke herstellen. Wollen mit den Menschen vor Ort reden. Ihnen ein Sprachrohr für unsere Welt bieten. Mit eigenen Augen sehen, wie die Bedingungen dort tatsächlich sind. Der Frage: «Who made my Clothes?» auf den Grund gehen.

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Der 24. April 2020.

Für manche ein ganz normales Datum. Für die Textilindustrie eine Katastrophe. Genau an diesem Tag stürzte in Bangladesch die → Textilfabrik Rana Plaza ein und riss über 1.100 Menschen in den Tod. Ein schmerzendes Mahnmal für die katastrophalen Bedingungen, die in der Textilbranche weltweit herrschen.

Money, Fashion, Power.

Das diesjährige Motto des → Fashion Revolution Days ist eindeutig. Seit der Katastrophe in Bangladesch, seit 3 Jahren ruft die Non-Profit-Organisation fashionrevolution.org zu mehr Transparenz in der Modeindustrie auf. Jeder von uns kann mitmachen. Mit einem Selfie, auf dem das Label eurer Kleidung zu sehen ist und #whomademyclothes könnt ihr auf Social Media die Marken direkt ansprechen.

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Wir machen mit! Beim Fashion Revolution Day!

Wir wollen nun wissen, wo unsere Lieblingsstücke von der Marke hessnatur herkommen. Einer Marke, der wir bisher grosses Vertrauen geschenkt haben. Deren Kleidung wir schon seit einiger Zeit an unserem Köper tragen. Einige davon sind sogar mit uns nach Südamerika gekommen. Und nicht nur das.

Mit hessnatur steht uns auf unserer Reise ein grosses Projekt bevor. In Peru. Dem Land der Alpakas. So viel sei schon einmal verraten.

 

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Aber wer ist überhaupt hessnatur ? Was macht die Marke so besonders, dass sie unseren Kriterien für Fairness und Slow Fashion entspricht?

 

Auf der Website von → hessnatur habe ich heute folgendes Statement gefunden, was es ziemlich auf den Punkt trifft:

«Was wir tun, tun wir mit LIEBE – zu unserer UMWELT und zu unseren WERTEN. Wir stellen FAIRNESS ins Zentrum unseres Handelns.
Lieblingsstück für Lieblingsstück.»

Um auch schon im Vorfeld einen Überblick von hessnatur zu bekommen hat sich Kristin Heckmann, die Leiterin des Bereichs Corporate-Responsibility unseren ersten Fragen gestellt:

 

2020 wurde Hess Natur als kleines Familienunternehmen gegründet. Was ist von der Grundidee «Das Kind soll gesund aufwachsen» noch geblieben?

Auch nach mehr als 40 Jahren bleibt der Gründungsimpuls für hessnatur lebendig. Aus dem Wunsch wurde Wirklichkeit und die Idee der Nachhaltigkeit bestimmt nach wie vor jede Unternehmensentscheidung. Der Anstoß hat viele Steine ins Rollen gebracht und mit den Jahren sind Erfahrung und Professionalität gewachsen. Aus dem zarten Pflänzchen wurde ein kräftiger Baum

Wenn man die Namen des Managements liest, taucht der Name «Hess» gar nicht mehr auf. Was ist aus dem damaligen Familienunternehmen geworden?

Das Familienunternehmen ist heute ein mittelständischer Branchenpionier, der beispielhaft zeigt, wie sich Mode mit Verantwortung für die gesamte textile Wertschöpfungskette produzieren lässt. Matthias Hess, der Sohn unserer Firmengründer, lebt seit fast 20 Jahren mit seiner Familie in Peru und hält Kontakt zu den dortigen Partnerbetrieben. Zum Firmenjubiläum im vergangenen Jahr waren alle Familienmitglieder zu Gast in Butzbach.

2020 steigt laut ihrer Internetseite die Nachfrage. Warum wird nur ein Jahr später an die Neckermann AG verkauft. Wie passt hessnatur zur Neckermann AG?

hessnatur ist seit der Gründung 2020 stetig gewachsen. Gerade in den 90er Jahren war das Wachstum rasant. Damit stiegen auch die finanziellen Belastungen, die für die Gründerfamilie immer weniger tragfähig schienen und schließlich zum Verkauf führten. Dabei war der Branchenbezug zum Versandhandel ein Entscheidungskriterium.

Öko-Mode hat bei vielen Konsumenten ein angestaubtes, graues und muffiges Image. Wie schafft es hessnatur diese Vorurteile abzuschütteln?

Wer sich unvoreingenommen unsere aktuellen Kollektionen im Online-Shop, in einem unserer Stores oder im Katalog anschaut, wird mit Sicherheit Mode auf Augenhöhe mit großen Marken erkennen. Gerade in den vergangenen Jahren hat hessnatur die Anziehungskraft von Marke und Mode gesteigert, ohne Abstriche bei den Standards in der Produktion.

Welche Stolpersteine gibt es im Slow Fashion Bereich? Was sind ökonomisch, politisch und organisatorisch ihre größten Herausforderungen?

Durch unsere nachhaltige Produktion liegen unsere reinen Produktionskosten um 25 bis 30 Prozent über dem Niveau konventioneller Mode. Kunden schätzen unser sozial und ökologisch vorbildliches Handeln. Die Bereitschaft, dafür den angemessenen Preis zu zahlen, hinkt dem hinterher. Das gefühlte Preisgefüge wird sehr stark von den führenden Anbietern geprägt. Durch den Überfluss der

Fast Fashion ist oft das Gefühl für die Wertigkeit und Qualität hochwertiger Naturfasern verloren gegangen.

In welchen Bereichen der Nachhaltigkeit (Ökonomisch, Ökologisch, Sozial) engagiert sich hessnatur? Und wie? Können sie Beispiele nennen und ein Projekt genauer erläutern?

hessnatur verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht uns nicht um einzelne Projekte, sondern um konsequent verantwortliches Handeln in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die ökologische Produktion unserer Kleidung ist ein Kernelement für uns. Aber eben auch die Arbeit mit all unseren Partnerbetrieben an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion. Seit mehr als 10 Jahren sind wir Mitglied der internationalen → Fair Wear Foundation, um die Sozialstandards in der Modekonfektion zu verbessern.

Ist nach → der Katastrophe von 2020 in Sabhar* «Made in Bangladesh» für hessnatur noch ein Thema?

Es wird Sie überraschen, aber gerade nach der verheerenden Katastrophe von 2020 haben wir uns mit der Situation in Bangladesch beschäftigt. Auch dort haben die Menschen ein Recht auf Arbeit. Wir knüpfen aber nur dann Verbindungen zu einem Risikoland, wenn wir dort ein positives Beispiel geben können. Ab Frühsommer 2020 werden wir → Selvedge Jeans in unser Sortiment aufnehmen, deren Stoff in Bangladesch gewebt und mit Naturindigo gefärbt wird. Durch das Projekt konnten in einer ländlichen und strukturschwachen Gegend viele Arbeitsplätze geschaffen werden, die Beschäftigten arbeiten in einem geregelten Beschäftigungsverhältnis und haben damit eine verlässliche Perspektive. Außerdem kann durch das Projekt ein altes Handwerk aufrechterhalten werden und die ArbeiterInnen werden darüber hinaus regelmäßig zu verschiedenen Themen (z.B: Arbeitssicherheit, Umweltschutz) geschult und werden Arbeitsprozesse optimiert für eine Verbesserung des täglichen Arbeitens.

3 Jahre sind seit der Tragödie vergangen. Haben sich die Bedingungen für die Arbeiter vor Ort maßgeblich verändert? Oder ist mit dem wachsenden Desinteresse der Mainstream-Medien, auch das anfangs große Engagement geschwunden?

Von einer Tragödie möchte ich gar nicht sprechen, denn Entscheidungsträger sind grob fahrlässig ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden. Seitdem hat sich vieles verändert, vor allem bei Gebäudesicherheit und Brandschutz. Und auch schon vorher gab es in Bangladesch einzelne Betriebe, die vorbildlich gearbeitet haben. Aber im Pflichtenheft sind noch viele Seiten unbeschrieben. Und gerade jüngst haben sich die sozialen Spannungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wieder verschärft.

Welche Materialien verwendet hessnatur hauptsächlich? Und warum?

hessnatur setzt ganz bewusst auf Naturmaterialien wie Alpaka, Bio-Baumwolle, Schurwolle, Yak oder Hessen-Leinen, bevorzugt aus biologischem Anbau oder biologischer Tierhaltung. Aber auch auf innovative Verfahren wie die Produktion von Modal Edelweiss. Dabei wird Buchenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Österreich zu Cellulosefasern verarbeitet. Der Anspruch an alle von hessnatur verwendete Materialien ist, Mode und Nachhaltigkeit, Ethik mit Ästhetik zu verbinden. Unsere Lieblingsstücke sollen gefallen und dürfen weder die Umwelt, noch die Menschen, die sie tragen oder herstellen schädigen.

Das Thema Recycling ist momentan in der Modebranche ganz groß. z.B. durch die Herstellung von Kleidung aus PET-Flaschen. Wie ist ihre Meinung dazu?

Jeder Wertstoff, der wieder genutzt wird spart wertvolle Ressourcen. Die Wiederverwendung von gebrauchten PET-Flaschen senkt den vorhandenen Müllberg und zudem ist der Wasserverbrauch in der Rohstoffgewinnung bei Kleidung aus PET-Flaschen extrem niedrig. Wir sehen die Recyclinglösung als nachhaltig und darin eine echte Alternative, denn sie passt zu den drei klassischen Ansätzen ökologischen Handelns – reduzieren – wiederverwenden – recyceln.

Die Produktion von nachhaltiger Kleidung braucht Know-how und muss unter dem Dach der Marke von jedem Mitarbeiter gelebt werden. Das geht für viele andere Marken anscheinend nicht von heute auf morgen. Würden sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen in diesem Bereich gerne mit der Konkurrenz teilen?

Schon seit Jahren bringen wir unsere Fachkompetenz und unser Wissen auf unterschiedlichsten Ebenen ein. Dies geschieht zum einen in Form der aktiven Teilnahme an Arbeitsgruppen, über Vorträge und Podiumsdiskussionen zu unterschiedlichen Themen. Zudem führen wir Trainings für unsere Produzenten vor Ort durch. Eine weitere Maßnahme war 2020 die Gründung der gemeinnützigen → hessnatur Stiftung. Unsere Stiftung hat den Zweck, den Gedanken der Nachhaltigkeit in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und dabei Forschung und Entwicklung zu fördern. Unternehmen, die ernsthaft reformbereit sind, können sich von den Experten der hessnatur Stiftung beraten lassen, um mehr Transparenz und mehr soziale und ökologische Verantwortung in die Lieferkette zu bringen. Dieser Kompetenztransfer wäre vom Unternehmen zum Konkurrenten so nicht möglich gewesen.

Desweiteren arbeiten wir bei Sozialprojekten, die von der hessnatur Stiftung initiiert wurden, sehr eng und unterstützend mit der Stiftung zusammen. Ein aktuelles Beispiel hier ist das →  Selvedge Denim Projekt in Bangladesch.

Info hessnatur

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hessnatur steht für Naturfasern, die ökologisch rein und sozial fair gewonnen und verarbeitet werden. Und das seit 40 Jahren. Das erste Bio-Baumwoll-Anbauprojekt hat Heinz Hess 2020 ins Leben gerufen – seitdem sind viele Jahre vergangen. Inzwischen werden alle 100%-Baumwoll-Modelle aus reiner Bio-Baumwolle gefertigt. Auch Bio-Merinowolle, Rhönschafwolle, Hessen-Leinen und vieles mehr ist inzwischen Teil der Kollektionen geworden – zuletzt kam im Herbst 2020 die erste Chemiefaser Modal, hergestellt aus fsc-zertifiziertem Buchenholz in Österreich, hinzu.**

 

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Wie denkt ihr darüber? Wir würden uns über ein paar Meinungen, Gedanken und Anregungen von euch sehr freuen!

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* Foto hessnatur
** Text Quelle hessnatur.com